LEADER-Tagung vermittelte Erfahrungen und Impulse

 
 

Die LEADER-Regionalkonferenz 2013 zum Thema „Jugend und Bildung“ in Rohr (Kreis Schmalkalden-Meiningen) hat ihr Ziel erreicht: Sie vermittelte Erfahrungen und Anregungen für die künftige Arbeit, wenn es darum geht, die Jugend auf dem Lande zu halten und ihr eine Perspektive zu geben. Dabei wurde deutlich, dass noch mehr als bislang getan werden muss – und das auf den verschiedensten Ebenen. Eingangs hatte Knut Rommel, der Leiter des Meininger Amtes für Landentwicklung und Flurneuordnung (ALF), deutlich gemacht, dass keine Patentrezepte ausgereicht werden könnten. Fakt sei aber eines: Es gibt inzwischen ausreichend Ausbildungsplätze und auch modernste Ausbildungsstätten in Südwestthüringen.
Doch das alleine reiche noch nicht, um die Abwanderung zu stoppen. „Wir dürfen die Augen nicht verschließen, vieles liegt noch im Argen“, sagte er. Aber es sind auch verstärkte Bemühungen zu spüren, dem entgegen zu steuern. Verschiedene Ansätze bot die Konferenz. Organisiert und inhaltlich vorbereitet worden war diese durch die drei Regionalen Leader-Aktionsgruppen (RAG) Henneberger Land, Hildburghausen-Sonneberg und Wartburgregion sowie dem Meininger Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung.

Schmalkalden-Meiningens Landrat Peter Heimrich ließ keinen Zweifel daran, dass auf Grund der demografischen Entwicklung die Einwohnerzahl weiter sinken wird. „Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen verliert jährlich rund 1000 Einwohner.“ Und der Trend werde sich auch in absehbarer Zeit nicht umkehren. Trotzdem könne einiges getan werden, ist Heimrich durchaus optimistisch – von der leistungsgerechten Entlohnung bis hin zur Infrastruktur. Die Förderpraxis für die Dorfentwicklung erntete aber von seiner Seite Kritik. Hier hätten die Gelder nicht gekürzt werden dürfen. Immerhin: 95 Prozent Thüringens sei schließlich ländlicher Raum. Dr. Evelyn Dähmlow vom Thüringer Landwirtschaftsministerium benannte ebenso wichtige Punkte, um die Jugend auf dem Lande zu halten. Eine angemessene Entlohnung gehöre hier dazu. „Wenn junge Leute auf Grund niedriger Löhne keine Träume verwirklichen können, wandern sie ab“, sagte sie und empfahl zudem die Beteiligung der Jugend an kommunalen Projekten. „Deren Sicht auf die Dinge kann erfrischend sein.“

Was eine Regelschule alles tun kann, um junge Leute in der Region zu halten, verdeutlichten
Erfahrungen aus Dermbach (Wartburgkreis). Hier hat man viel unternommen, um Wirtschaft und Technik wieder mehr an die Schule zu holen und junge Leute in diese Richtung zu orientieren.
Damit wollte man dem einstigen Trend, dass (fast) alle Schulabgänger Berufe im kaufmännischen Bereich anstrebten, entgegensteuern und die Wirtschaft der Region stärken – offenbar mit Erfolg. An der Bildungseinrichtung versuchen sich Schüler heute an 3-D-CADProgrammen, werden Elektrobaukästen selbst erstellt, um dann damit zu trainieren. Werkeln und Tüfteln sind an der Tagesordnung. Starke Unterstützung gibt es hierbei von Seiten des Fördervereins und auch der heimischen Wirtschaft. „Es gibt viele Partnerschaften in der Region“, so Schulleiter Meinolf Hepp. Dabei sei nicht immer alles so schön zu Papier gebracht, wie es das Kultusministerium vielleicht gerne hätte. Kurze Wege zu gehen, ist heute die Devise.

Dabei kann man sich auf den Schul-Förderverein verlassen. Dessen Vorsitzender Guido Wächtersbach sieht „die Schule als Basis für die Entwicklung der Region“. Aber er gab auch unumwunden zu, dass man versuche, „Defizite der Schulpolitik auszugleichen“. Zudem werden Projekte unterstützt, die ganz einfach das Schulleben bereichern“. Interessante Aspekte brachte auch Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski ein. Er warnte vor vorauseilendem Gehorsam, der sich nur an Zahlen orientiert – wie die Schließung einer Kindertagesstätte beispielsweise. Die Stadt selbst hat mit ihren Ortsteilen noch sieben Einrichtungen – vier davon werden von der Kommune betrieben. Das stifte Identität vor Ort. Analog wertet er dies so bei den Feuerwehren. Von den Brandschutzaufgaben mal abgesehen sieht das Stadtoberhaupt hier ein enormes Potenzial und warnt vor einer verordneten Fusion. Viel ehrenamtliches Engagement und somit Bindung an die Region könnten sonst auf der Strecke bleiben.
Auch die Zahl der Sport- und Spielplätze ist für ihn ein markanter Mosaikstein. „Hier treffen sich in den einzelnen Ortsteilen so viele Leute, das kann man nicht einfach wegnehmen – zumal Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten oftmals schon nicht mehr vorhanden sind.“ Die Kommune könne nicht alles lösen, aber an einigen Stellschrauben drehen.

Mit der Analytik Jena AG mit Sitz in Eisfeld (Landkreis Hildburghausen) vermittelte ein Global-Player seine Erfahrungen. Reinhard Jacob berichtete, wie die Industrie heute durchaus Heimat entwickeln kann. 108 Mitarbeiter hat das Unternehmen an seinem Standort in Eisfeld und 14 Azubis. Die hohe Zahl der Lehrlinge ist indes kein Selbstläufer. Stark ausgebaut worden sind die Kontakte zu Schulen, die Teilnahme an Messen oder Aktionen wie dem Azubi-Speed-Dating sieht man ganz einfach schon als Muss. Doch Jacob erinnerte auch an die sogenannten „weichen Faktoren“ wie Weihnachtsfeiern, After-Work-Party oder Familientage, die für ein Wohlfühlklima sorgen. Das wiederum binde an den Betrieb, aber auch an die Region. Auch flexiblen Arbeitszeiten für junge Muttis stehe man offen gegenüber. „Wenn bei den Feuerwehrleuten der Piepser geht, dürfen sie an der Maschine alles liegen und stehen lassen und zum Einsatz gehen. Die Zeit müssen sie nicht nacharbeiten“, verdeutlichte Jacob ein weiteres Beispiel. Auch Übungsleitern, die sich ehrenamtlich in Sportvereinen engagieren, komme man entgegen. „Das Schichtregime wird so organisiert, dass das Training abgesichert werden
kann.“

Dass die LEADER-Regionalkonferenz im Expo-Zentrum für energetische Gebäudesanierung und Energieeffizienz am Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Südthüringen in Rohr-Kloster stattfand, war indes kein Zufall. Auch hier hat die Regionale LEADER-Aktionsgruppe „Henneberger Land“ ihre Handschrift hinterlassen. „Ohne LEADER würde es das zukunftsträchtige Projekt nicht geben“, so Peter Hoffmann, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen.

Text: Birgitt Schunk in Abstimmung mit RAG-LEADER Henneberger Land; 16. Oktober 2013

Das Medienzentrum Henneberger Land berichtet mit einem Videobeitrag über die 4. LEADER-
Regionalkonferenz:
http://www.dtoday.de/suche_cosearch,s%C3%BCdwestth%C3%BCringen.html

Ab Montag, 21.10.13 ist der Beitrag in wesentlich höherer Auflösung unter www.landfunk9.de
zu finden. Die Internetplattform www.landfunk9.de wurde als innovatives Vorhaben über die
RAG LEADER Hildburghausen-Sonneberg unterstützt.

Weitere Infos unter: www.mdr.de/mediathek/fernsehen/sendungverpasst100.html
THÜRINGEN JOURNAL 15.10.2013, 19.00 Uhr Junge Leute aufs Land!